Tuesday, December 06, 2005

Weblogs in China: "Zu Tode betrübt"?

Die FAZ schrieb am 2. Dezember zu einem Studentenselbstmord in Peking:

...Der Mangel an Kommunikation und Wärme ist auch in der Reaktion auf die Selbstmorde auf dem Campus festzustellen. Als Fang Xin nach dem Selbstmord einer Studentin in deren Wohnheim ging und mit den Studentinnen sprach, die das Zimmer mit ihr teilten, fand sie die Reaktionen sehr kalt. Es müßte dringend eine „Wohnheim-Kultur” entwickelt werden, sagt die Studentenberaterin. Sie bot nach dem letzten Selbstmordfall im Internet eine Online-Beratung an. Aber dazu meldeten sich nur 67 Studenten.

Auch die Reaktionen im Internet auf das traurige lange Abschiedsgedicht der Studentin, das im Netz kursiert, zeugen nicht nur von Mitleid. Die wenigsten der Internet-Blogger wollten etwa wissen, was genau die Schwierigkeiten der Studentin waren. Die Reaktionen lauteten so: „Geisteskrank!” - „Wenn man 20 ist und solche Gedanken hat, dann sollte man sterben.” - „Wenn sie sterben will, soll sie sterben. Es gibt auf dieser Welt doch wirklich genug Menschen.”...




Das ist genau das Gegenteil von dem was ich in chinesischen Weblogseiten sehe. Diese sind in der Regel sehr persönlich, weitaus mehr als Deutsche von sich preisgeben, und auch die Antworten sind meist entsprechend.

Als Instrument der Übersetzung benutze ich Babelfish von Altavista, ansonsten hätte ich gar keinen Zugang zur chinesischen Schriftsprache. Aber es geht. Ein paar Beispiele werden folgen.

Der FAZ verwendet zwei Fotos, einmal ein überfüllter Uni-Hörsaal und das andere zeigt Studenten in Reih und Glied bei der Morgengymnastik. Dazu wird der Bergriff "Drill" verwendet.
Für mich ist das pures Chinaklischee was hier bedient wird. Zumindest habe ich eine Reaktion einer Studentin aus Shanghai. Sie meint, die Raumnot sei nicht überall so, sie selbst sei in einer Semesterklasse mit kaum 30 Studenten. Und zum Drill, der ja vor allem ein militärischer Begriff ist: Sie würde das eher als normale Morgengymnastik bezeichnen und nicht als irgendeine Zwangsveranstaltung.

Zwei Fotos vom Campus einer Uni und einer Klasse während der Vorlesungspause letzter Woche, von Elyn aus Shanghai


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