Dem entgegen steht bis zum heutigen Tag das grundsätzliche Problem, dass unter den Begriffen Steinwerk und Kemenate - vor allem in funktionaler Hinsicht - verschiedene Formen des Steinbaus subsumiert werden.[4] Der Grund hierfür dürfte vor allem darin zu suchen sein, dass sich alle bisherigen Definitionsversuche ausschließlich auf die Analyse der materiellen Hinterlassenschaften beschränken, wobei die baukontextuellen Bezüge und sozialen Bedingungen, in die dieser Bautyp eingebunden war und die ihn in einem hohen Maße determinierten, unberücksichtigt bleiben.[5] Diese Prämisse ist zugleich der Ausgangspunkt für das vorliegende Promotionsvorhaben: Durch die großräumige Berücksichtigung bisheriger Forschungsergebnisse soll in einem interdisziplinären Ansatz eine genauere Bestimmung dessen vorgenommen werden, was unter diesem Bautyp zu verstehen ist und wie man ihn gegenüber anderen Bauformen abgrenzen kann.
Ich bin mir da nicht sicher, inwieweit die neuesten Osnabrücker Kenntnisse der letzten Jahre verarbeitet sind. Denn hier stehen ja noch 35 zum Teil bestens erhaltene frühe Beispiele dieses Bautyps. Stattdessen spielt Minden in der erwähnten Promotionsarbeit eine große Rolle, nur in Minden sind nur wenige in Fundamentresten erhalten. Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass die Osnabrücker Ausnahmesituation an bestehenden Steinwerken noch immer nicht bekannt ist. Oder leide ich an Lokalpatriotismus? Jedenfalls habe ich diesen Link bei Wikipedia zu den Steinwerken hinzugefügt. Und bei Wikipedia ist noch lange kein zufriedenstellendes Ergebnis zu sehen, nur Stückwerk zu diesem Thema.
Wieweit der Verbreitungsbereich der Steinwerke geht, zeigt meiner Meinung nach im Südwesten das maison romane in Rosheim von 1152 (etwas älter als Bierstraße 7), Elsaß, aus Wikipedia:
Gesammelte Informationen aus dem Internet zu Steinwerken und den Stadtkerngrabungen in Osnabrück im Forum bei Archäologie-Online: Stadtkerngrabungen Osnabrück.
Der Link funktioniert leider nicht mehr. Aber noch eine Anmerkung zum Alter des Steinwerks Bierstraße.
Das Steinwerk Bierstraße -bisher datiert um das Jahr 1220, ein städtischer Haustyp, der vor allem in Osnabrück verbreitet war. Im Umland Osnabrücks gibt es auch ländliche Varianten, die aber zum Teil andere Merkmale aufweisen. Wichtig ist auch dieser Münzfund in den mittelalterlichen Aushubgruben am Steinwerk: Es ist ein Münsteraner Silberpfennig, der laut Grabungsleiterin Carolin Prinzhorn aufgrund seiner Beschaffenheit und seines Alters und Fundortes ermöglicht, "das Steinwerk in der Bierstraße 7- etwas früher als bisher angenommen- in die Zeit um 1180 zu datieren." So die vorläufige Deutung.
Stand 2007
2 comments:
Hallo Jens-Olaf,
nachfolgend nur ein paar kurze Kommentare zu dem Beitrag in Ihrem Blog, in dem Sie sich auf mein Promotionsvorhaben beziehen:
"Ich bin mir da nicht sicher, inwieweit die neuesten Osnabrücker Kenntnisse der letzten Jahre verarbeitet sind. Denn hier stehen ja noch 35 zum Teil bestens erhaltene frühe Beispiele dieses Bautyps."
=> Eine ausschließliche Betrachtung der materiellen Hinterlassenschaften bringt uns bei diesem Thema leider nicht weiter. Nur durch die Auswertung aller verfügbaren Quellengattungen, eine Zusammenarbeit der beteiligten Forschungsdisziplinen und die Anwendung eines breiten Theorie- und Methodenspektrums können wir der ehemaligen Funktion und Bedeutung der Steinwerke wirklich näher kommen. Genau das versuche ich in meiner Arbeit umzusetzen.
"Stattdessen spielt Minden in der erwähnten Promotionsarbeit eine große Rolle, nur in Minden sind nur wenige in Fundamentresten erhalten. Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass die Osnabrücker Ausnahmesituation an bestehenden Steinwerken noch immer nicht bekannt ist. Oder leide ich an Lokalpatriotismus?"
=> Sie leiden sicher nicht an (übertriebenem) Lokalpatriotismus: Dieser ist aufgrund des einzigartigen Bestands, des hohen Alters und der besonderen baulichen Struktur der Osnabrücker Steinwerke nämlich durchaus angebracht! ;-) Seien Sie gewiss: Die Steinwerke Ihrer Heimatstadt stellen wohl für nahezu alle, die sich näher mit diesem Thema befassen, eine der wichtigsten Quellen dar. Nichtsdestotrotz gebe ich Ihnen Recht, dass insbesondere deren baustrukturelle Besonderheiten noch nicht bei Jedermann/-frau angekommen sind!
Vielen Dank, sozusagen Insiderwissen. Und da stimme ich überein, möglichst alle Quellen sind maßgeblich. Ich habe nach diesem Post 2007 weitere Internetrecherchen betrieben. Dabei sammle ich mehr und mehr Beispiele für Steinwerke und damit verwandtem Hausbau im Mittelalter. Für mich ist dabei interessant herauszufinden, wo die Grenze zu ziehen ist. Steinwerk/Kemenate. Ich werde das Gefühl nicht los, dass man von Frankreich bis Mähren oder sogar weiter entfernt ähnliche Strukturen im Hausbau findet.
Der offene Post jüngeren Datums, zum Beispiel mit dem Hinweis auf eine neue Publikation über Braunschweigs Kemenaten, hier:
Die Osnabrücker Steinwerke und neue Forschungen zu Steinhäusern im Mittelalter
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