Der Spatenstich vor 800. Bautätigkeit in der Anfangszeit. Mit jeder neuen Grabung am Dom und den anschließenden Auswertungen zeigt sich ein weitaus komplexeres Bild der Frühgeschichte Osnabrücks. Hier Sara Snowadsky im Westwerk des Doms 2002.
Ich hatte noch keine Rücksprache mit den Grabungsleiterinnen Ellinor Fischer und Sara Snowadsky, aber nehme an, dass der
Kirchenbote hier richtig liegt:
Bei Grabungen im Bereich des Osnabrücker Doms entdeckte Funde sind eine kleine historische Sensation: Eine unscheinbare Grundmauer südlich des Doms und in der Nähe entdeckte Spatenstiche stammen aus der Zeit vor dem Jahr 774. Das beweisen jetzt vorliegende Untersuchungsergebnisse. Bislang war man davon ausgegangen, dass die ersten Bauten und Missionsversuche in Osnabrück ab 780 begannen. Damit ist Osnabrück nach dem derzeitigen Kenntnisstand die älteste der niedersächsischen und westfälischen Bischofsstädte.
Hier das Bodendokument, vor zwei Jahren noch um 1000 angenommen:
Im Bickhof des Doms unter Fundamenten:
Und da hat Prof. Lobbedey schon vor Jahren eine bemerkenswerte aber damals nicht druckreife Schlussfolgerung bei Grabungen im Dom gezogen: Karl der Große könnte Osnabrück als ersten Bischofssitz bestimmt haben. Die frühe umfassende Bautätigkeit könnte damit begründet werden.
Und der Kirchenbote weiter über Erkenntnisse der Untersuchung des Kreuzgangs:
Die Archäologinnen deuten das Teilstück einer Wand im Südflügel des Dom-Kreuzganges als Überrest eines karolingischen Klostergebäudes, das die Missionare um den Osnabrücker Gründerbischof Wiho vor 801 errichteten. Im Bereich des heutigen Kreuzganges glauben die Archäologinnen jenes imposante Domkloster lokalisiert zu haben, das zwei Fuldaer Mönche in einem Wunderbericht erstmals für das Jahr 851 erwähnen. Hier lebten die Nachfolger des heiligen Wiho und ihre geistlichen Helfer bis etwa 1100 in klösterlicher Gemeinschaft.
Obwohl seit 814 von Karl dem Großen erlaubt, wurde die Osnabrücker Domburg erst im weiteren Verlauf des 9. oder 10. Jahrhunderts befestigt. „Wir wissen jetzt, dass die wichtigen Gebäude der Osnabrücker Domburg gleich aus Stein errichtet wurden und können damit die Geschichten über provisorische Holzkirchen und -bauten in den Bereich der Legende verweisen“, korrigiert Ellinor Fischer gängige und liebgewonnene örtliche Theorien.
Könnte die Stelle sein, muss ich aber noch nachprüfen:
Und weiter die ON:
Missionare bauten schon vor 774Gehe ich recht in der Annahme, dass es damit das älteste oberirdische Mauerwerk in Osnabrück ist?
Der Kreuzgang und die Mauern sind eine durch die Jahrhunderte gestaltete Architektur. Es ist nicht einfach die Veränderungen zu entschlüsseln.
Diese neuen Annahmen werfen viele neue Fragen auf: Gab es schon Missionsversuche vor den Sachsenkriegen mit Bautätigkeiten, oder gleich zu Beginn der Kriegszüge 772. Woher kommen die Bautechniker? Jetzt wohl kaum aus Münster zum Beispiel. Hier eine Karte des dreißigjährigen sächsisch-fränkischen Konflikts. Der Kampfschauplatz an der Hase ist mit dem Jahr 783 angegeben:
Quelle: 799 Kunst und Kultur der Karolingerzeit. Karl der Große und Papst Leo III. in Paderborn, Katalog der Ausstellung Paderborn 1999, hg. von Christoph Stiegemann und Matthias Wemhoff, Bd. 1 (1999) S. 265 Abb. 1.
Via:
Die Sachsenkriege
Abteilung für Mittelalterliche Geschichte der Universität Tübingen
Aus
Westfälische Geschichte:
Es entstand um 780 aus einer sächsischen Missionsstation des Bistums Lüttich, dessen Bischof Agilfried um 785 die erste Osnabrücker Kirche weihte. Bei Osnabrück an der Hase fand 783 der letzte Kampf Widukinds gegen Karl den Großen statt. Der erste Osnabrücker Bischof Wiho (803) leitete einen Kirchensprengel zwischen Wiehengebirge und Teutoburger Wald und über Corveyer Missionszellen um Meppen und Visbeck, der sich auf die späteren Grafschaften Tecklenburg, (Nord-)Ravensberg und das sogenannte Niederstift Münster ausweitete.
Ein Ausschnitt aus der ON: