Osnabrück nennt sich Friedensstadt. Doch der Krieg ist, seit die Stadt sich diesen Zweitnamen zugelegt hat, auch immer Teil vieler Menschen, die hier leben. Bevor die Bundeswehr in Kriegsgebiete geschickt wurde, hatten wir zum Beispiel die Briten, die schon bei der Operation Desert Storm 1990 im Zweiten Irakkrieg eingesetzt wurden.
2006
Meiner Meinung nach gab es vor Ort nie großes Interesse, sich mit den Details des Einsatzes und den Erfahrungen der Soldaten auseinanderzusetzen. Das hat sich fortgesetzt, als deutsche Bundeswehrsoldaten im Kosovo, in Bosnien und später Afghanistan stationiert wurden.
Ich habe das Gefühl, entweder lehnt man Kriegseinsätze ab, oder man billigt sie. Nuancen sind seltener zu finden. Und obwohl viel über Krieg und Frieden gestritten wird, ist verhältnissmäßig wenig zu erfahren, was wirklich geschieht.
Diese jungen Iraker, Katholiken, die ihr Land verlasssen haben. Man hätte sie über ihre Erlebnisse, ihren Hintergrund, warum sie jetzt in Skandinavien leben, befragen können, 2005 beim Weltjugendtag in Osnabrück. Die Presse hat es als Fußnote registriert, das war es.
Solche Lücken schließt zum Beispiel das Erfahrungsbuch der Bundeswehrsoldatin Daniela Matijevic. Aus Osnabrück stammend wurde sie in das Kosovo entsandt. Drei Monate dauerte der Einsatz. Und davon berichtet sie nun seit Monaten auf Lesereisen und Vorträgen. Zum Beispiel im letzten Jahr im Lutherhaus.
"Daniela's Blog"
Zuletzt gab es Resonanz in den Suttgarter Nachrichten:
Zwei Gesichter, die einen das Umdenken lehren. Daniela Matijevic und Heike Groos entsprechen nicht dem Bild, welches die Deutschen von einem Veteranen haben. Matijevic hat den Deutschen Veteranenverband gegründet; Groos ist zweite Vorsitzende des Bundes Deutscher Veteranen. 2010 hat die Bundesrepublik zwei Veteranen-Organisationen. Hier sitzen nicht Männer um die neunzig, die ergreifend von Stalingrad sprechen. Schlimm war das damals. Sofort werden Bilder wach im Blitzlicht der Erinnerung - lebendig selbst für die große Mehrheit der mehr und weniger Jüngeren, die den Wahnsinn des Zweiten Weltkriegs nur aus Erzählungen kennen oder aus Dokumentationen. Es fällt einem die Liedzeile der Kölner Rockband BAP ein, in der Wolfgang Niedecken singt: "Ich kenn von all dem zwar nur Bilder, doch die kenn ich ganz genau."...
Der Kampf der Veteranen, von Claudia Lepping
Schon lange her, Erlebnisbericht von Pädagogen für bosnische Flüchtlingskinder - in Osnabrück Anfang der 90er:
Ein immer wiederkehrendes Thema ist auch in diesem Zusammenhang
die Schwierigkeit für uns Lehrkräfte, Distanz und Nähe zu
bewahren. Wir müssen viel Hintergrundwissen haben. Wir müssen
verstehen, warum alle Kinder blitzschnell unter den Tischen verschwinden,
wenn ein Hubschrauber dicht über die Gebäude fliegt.
Wir müssen beruhigen und auch trösten, z.B. bei Unglücksnachrichten
aus Bosnien. Dem können wir ausnahmslos gerecht
werden - keine und keiner von uns hat z.B. Probleme damit, Kinder
in den Arm zu nehmen, wenn sie das brauchen. Aber so manches
Schicksal geht einem so nahe, daß es "einem nachts auf die Bettdecke
springt", so der Stoßseufzer einer Kollegin. Unsere
PartnerInnen und Familienangehörigen beschweren sich manchmal
über das Gewicht, das die Arbeit mit den bosnischen Kindern
bekommt.
aus: Schwierigkeiten pädagogischer Arbeit
mit Flüchtlingskindern in der Schule -
und was wir dagegen tun können
Anke Fedrowitz
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