Sunday, January 08, 2006

Was passiert, wenn ...

Deutschland in "ANGST" vor der Globalisierung erstarrt? Wovon viele schon jetzt ausgehen. Dann kommt es vielleicht so, wie es Ralf Sieren vorhersagt (aus einer Rezension über das Magazin Internationale Poltik, von Arnulf Baring in der FAZ 31. Dez.). Und das liest sich noch nicht mal als Polemik:

Welche Schlüsse, fragt sich Sieren, sollen, ja müssen wir aus dieser gewaltigen Kräfteverschiebung ziehen? Er rät, nicht mehr auf Wachstum zu setzen, sondern auf Lebensqualität, auf Tourismus für die angestrengten Asiaten, auf eine Mischung aus Freilichtmuseum, Freizeitpark, Naturschutzgebiet und Club Med. In einigen Jahrzehnten werden, meint er, Chinesen und ihre asiatischen Nachbarn Deutschlands beste Kunden sein, werden sich in der hiesigen Idylle vom Tempo ihres atemraubenden Aufschwungs erholen. Sie werden so zahlreich kommen, daß Deutschland gut von ihnen leben kann, werden sich nach Orten sehnen, die sich nicht ständig wandeln, nach alten Häusern, nach sauberen Flüssen und nach intaktem Wald - lauter Dinge, die man ihnen für gutes Geld zugänglich machen kann. "Deutschland bedeutet dann: Industriemuseum im Ruhrgebiet mit deutschen Maschinen, die nie kaputtgehen, die aber niemand mehr braucht; das Bier natürlich, Grünkohl und Pinkel, Beethovens Fünfte, der Kölner Dom, Bratwurst und Sauerkraut, Aachener Printen und Dresdner Stollen, und Deutschland bedeutet dann auch, mit dem alten Transrapid im Emsland im Kreis zu fahren. Erlebnisse, die mit deutscher Präzision auf die gehetzte Schanghaier Mittelschicht zugeschnitten sind. In den Zentren wachen deutsche Beamte mit denkmalpflegerischer Strenge und einem riesigen Verwaltungsapparat über die Lübecker Altstadt, den hessischen Apfelwein, den Nürnberger Christkindlmarkt und darüber, daß der Originalzustand des Rheins nicht verändert wird."

Die Zukunft sei bereits auf dem Weg. Junge Chinesen erzählten nach ihren Deutschland-Reisen nicht ohne Begeisterung vom innigen Verhältnis der Deutschen zur eigenen Tradition und der Liebe zur Präzision. Für die Chinesen seien die Deutschen schon heute pittoreske Exoten, vorsichtige Pfleger traditioneller Lebensart, Spezialisten fürs Detail, Bewahrer alter Substanz und liebgewonnener gesellschaftlicher Strukturen."

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