Wednesday, April 28, 2010

Hildesheim-Osnabrück

Seit vergangenem Jahr wird in Hildesheim im Dombereich archäologisch gegraben. Und wieder muss das alte Geschichtsbild korrigiert werden. Hildesheim ist eine der frühen Bischofszentren seit den Zeiten Karls des Großen, aus denen sich die ersten vorstädtischen Siedlungen im Norden entwickelten.
Nun wird auch in Hildesheim die Bautätigkeit des 9. Jahrhunderts deutlicher. Ein Jahrhundert in dem in Osnabrück bereits an zwei verschiedenen Kathedralen gebaut wurde.
Zuletzt hatte sich dieses nach den Kriegszerstörungen geöffnet: Der junge Kunstgeschichtsstudent Joseph Bohland nutzte 1946 die Gelegenheit zu Ausgrabungen vor dem Ostchor. Zum Erstaunen der Fachwelt wollte er damals Spuren einer Rundkapelle entdeckt haben, die noch aus der Zeit vor der Bistumsgründung 815 n. Chr. stammen sollte. Jetzt liegen einige der Steine wieder frei – und diese These ist wohl endgültig vom Tisch. „Die Steine sind eindeutig Teil des Dombaus von Bischof Altfried“, sagt Diözesankonservator Karl Bernhard Kruse – sie stammen also aus der Mitte des 9. Jahrhunderts.

Und:
Im Lichte neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse verblassen freilich alte Mythen: Der Legende nach verlor Ludwig der Fromme einst mitten in der Wildnis ein Silbergefäß mit Marienreliquien. Als man es wiederfand, ließ es sich nicht mehr von einem Rosenstrauch lösen. Das Wunder bewegte den frommen Ludwig, hier eine Kirche zu bauen. Die archäologischen Funde nähren jetzt Zweifel an der Geschichte. „Wir haben Keramik aus früherer Zeit gefunden – die Stelle war wohl längst besiedelt, als Ludwig kam“, sagt Grabungsleiter Brandorff. Zu Zeiten von Bischof Altfried und seinen Nachfolgern – auch das zeigen die freigelegten Mauerreste – befand sich östlich des heutigen Ostchors außerdem eine Kapelle. Wäre der Tausendjährige Rosenstock, der dort sprießt, tatsächlich 1000 Jahre alt, hätte er damals also mitten in einem Gebäude wachsen müssen.


Hannoversche Allgemeine, 27.04.2010
Tja , die alten Legenden müssen wohl überall als solche behandelt werden. In Osnabrück ist es die Geschichte vom Löwenpudel.

Thursday, April 15, 2010

Vorfreude

Hab' heute mal wieder auf der FIFA-Seite nachgeschaut. Der WM-Ticker läuft: Noch 56 Tage. Und ich habe festgestellt, dass noch unzählige Fotos von der WM 2006 auf der Festplatte liegen. Hier in der Iburger-Straße nicht weit vom Rosenplatz:

Traurige Spanier im Alando, die aber später Europameister wurden:


Noch mehr Flaggen:


Ein Stürmer aus Togo hat nach dem Anschlag auf seine Mannschaft in diesem Jahr aufgegeben, sein Leben ist ihm wichtiger. Hier sein Team beim Spiel gegen Korea in Frankfurt 2006:

Thursday, April 01, 2010

Schwedische Spuren

Es gab eine Zeit, da spielten die Schweden eine wichtige Rolle in Osnabrück. Einmal als Besatzungsmacht im 30jährigen Krieg und dann für einige Jahre als diplomatische Vertreter ihres Landes bei den Friedensverhandlungen bis 1648.
Nur heutzutage finden sich nicht mehr viele Spuren. Die Schwedenstraße, wo sie residiert haben, die Portraits im Friedensaal des Rathauses. Ein Familienname findet sich allerdings im Chorumgang der Marienkirche: Oxenstierna. Der Graf, dem diese Widmung um 1900 gilt. Aus Dankbarkeit von der protestantischen Seite:

Für Johann Oxenstierna Södermöre und dessen erste Frau, die 1646 in Osnabrück gestorben ist - Anna Margareta Sture zu Hörningsholm.
Im Internet Portal Westfälische Geschichte eine kurze Biografie des Grafen, darunter Episoden, die gern auch heute noch erzählt werden:
1641 schickt ihn sein Vater - von dem er in den Jahren 1642 bis 1649 248 Instruktionen erhält - nach Deutschland. Er soll die politischen Interessen seines Vaters gegen den Wunsch der jungen Königin nach einem schnellen Friedensschluß durchsetzen. Nach Reorganisation der Verwaltung im besetzten Pommern und Verhandlungen mit dem brandenburgischen Kurfürsten zieht Oxenstierna am Abend des 27.03.1643 (alten Stils) in Osnabrück ein: 60 Ritter reiten ihm auf der Straße nach Minden entgegen und geleiten ihn, dem eine lange Wagenreihe folgt, unter Salut in die Stadt; 500 Bürger bilden in den Straßen Spalier. Er bezieht mit einem Gefolge von 144 Personen die Herrenhöfe an der Kleinen Domsfreiheit (später Schwedenstraße). Wegen seines standesbewußten Auftretens kommt es zu Spannungen mit dem zweiten schwedischen Gesandten Johann Adler Salvius, der die Interessen der Königin vertritt, gegen dessen politische Erfahrung er sich nicht durchsetzen kann. Der französische Gesandte Abel Servien charakterisiert ihn als ein hoch intonirtes, aufgeblasenes Subjectum, dabei nichts in Recessu. Der venezianische Gesandte Contarini mokiert sich darüber, daß Aufstehen und Zubettgehen des schwedischen Prinzipalgesandten mit Pauken und Trompeten verkündet würden. Für die repräsentative Ausstattung seiner Gesandtschaft bewilligt ihm Stockholm 9870 Reichstaler. Für diesen Betrag bringt Oxenstierna Möbel, Tapisserien, Ledertapeten, Teppiche, Küchengeräte, Leinenzeug und ein 72teiliges Silberservice mit. Damit kann er dieselbe Zahl von Gästen bewirten wie der kaiserliche Gesandte Johann Ludwig Graf von Nassau. Oxenstierna gilt als ausgesprochen trinkfreudig: Der Magdeburger Kapitelsekretär Wegner ißt vor seinen Besuchen bei Oxenstierna stets Bittermandeln, um nüchtern zu bleiben. Gemeinsam mit seiner ersten Gemahlin stiftet Oxenstierna einen silbervergoldeten Altarkelch für die evangelische Marienkirche und ein Pedal für die Orgel. In Oxenstiernas Quartier wird am 06.08.1648 der Osnabrücker Teilfriede verlesen und beschworen. Am 24. Oktober unterschreibt er mit Salvius in Münster das Osnabrücker Friedensinstrument.

von Doris Gerstl
als Quelle wird auch Duchhardt, Heinz / Dethlefs, Gerd / Queckenstedt, Hermann | "...zu einem stets währenden Gedächtnis" | S. 214f genannt.