Sunday, June 26, 2011

Die sogenannte "frühzeitige" Anerkennung der Unabhängigkeit

von Slowenien und Kroatien im Dezember (!) 1991 vor zwanzig Jahren durch die Bundesrepublik Deutschland soll entscheidend mitverantwortlich für die Kriegsentwicklung in "Jugoslawien" gewesen sein. So sehen es viele im Internet zum Thema. Dezember 1991. Außenminister Genscher wird deswegen immer wieder kritisiert. Alle Zeitungsartikel, die mir von damals noch vorliegen, versuche ich in diesem Post zu sammeln. Zumindest die Schlagzeilen. Das Wort frühzeitig oder vorzeitig stelle ich hiermit in Frage. Erstaunlicherweise war damals die TAZ eine der Zeitungen, die am dichtesten aus Jugoslawien berichteten:
TAZ 26.6.1991


Kroaten und Slowenen ziehen neue Grenzen
Die beiden nördlichen jugoslawischen Republiken erklärten gestern ihre Unabhängigkeit/Bundesparlament nennt es "Straftat"
EG stärkt autoritäre Züge in Jugoslawien

TAZ 28.6.1991
Waffenstillstand in Jugoslawien/Armee erreicht ihr erstes Kriegsziel: Grenzposten wieder unter Kontrolle der Bundestruppen/Blutige Kämpfe


DIE WELT 29.6.1991
Der Bürgerkrieg in Jugoslawien: Dokumente beweisen, die Zentralregierung in Belgrad will auf keinen Fall nachgeben
"Ja, wir haben Angst, aber wir wollen unsere Freiheit"



TAZ Dienstag 2.7.1991
Jugoslawien: Ruhe aber kein Durchbruch
Burgfrieden im Vielvölkerstaat
Erstmals seit Beginn der Kämpfe am Donnerstag gab es in der Nacht zum Montag keine Schußwechsel zwischen Armee und slowenischer Miliz. Obwohl die Ernennung des Kroaten Mesic zum Vorsitzenden des Staatspräsidiums als Zeichen der Entspannung gewertet wurde, stand am Montag der durch eine EG-Abordnung vermittelte Rückzug der Armee in ihre Kasernen noch aus.


DIE WELT 2.7.1991
Kohl stärkt Slowenen und Kroaten
"Man kann mit Panzern nicht Länder zusammenhalten"/SPD kritisiert Genscher

aus dem Artikel:
In scharfer Form kritisierten Voigt und sein SPD-Fraktionskollege Norbert Gansel die Haltung Genschers und seiner EG-Amtskollegen in der Jugoslawien-Krise. Sie hätten durch ihre "Politik des Status quo" [Festhalten am Gesamt-Jugoslawien] eine Mitverantwortung für den Einsatz der Armee in Slowenien.



TAZ 3.7.1991
Bomben auf Ljubljana
Der Bürgerkrieg ist wieder aufgeflammt. Zum ersten Mal fielen gestern Bomben auf Sloweniens Hauptstadt, im Umkreis des einzigen AKWs des Landes wurde gekämpft. Bundesaußenminister Genscher hat daraufhin seine Jugoslawienreise abgesagt.
Foto:
Ein slowenischer Polizist und ein bewaffneter Zivilist schießen (am Montag) auf einen Helikopter.


TAZ 4.7.1991

Es ist ein seltsamer Krieg in Jugoslawien
Armee brach mühsam ausgehandelten Waffenstillstand systematisch/ Serbische Kommmandos im Rücken der Bundesarmee: Weicht bloß nicht zurück!/ Slowenen sind für viele Kroaten nun Helden/ Barrikaden finden sich in fast jedem Dorf

Und auch
TAZ 4.7. 1991
Foto:
In Belgrad demonstrierten cica 3.000 Serben für den Abzug ihrer Soldaten aus dem Krieg gegen Slowenien
Stunde der Demagogen in Serbien
Belgrader Eltern demonstrieren gegen den Krieg/Söhne sollen vor Bürgerwehr geschützt werden


TAZ 5.7. 1991
Wackliger Waffenstillstand
Nach der Erklärung des Waffenstillstands vom Mittwoch durch die jugoslawische Armee verhandeln die Konfliktparteien. Zu Kampfhandlungen kam es am Donnerstag trotz der Drohungen der Armeeführung, im Fall weiterer "Mißhandlungen der Soldaten durch slowenische Milizionäre zu "massiven Angriffen"überzugehen, nicht. Das Staatspräsidium in Belgrad diskutierte indes über die Aussetzung de rUnabhängigkeiterkärungen


TAZ 6.7.1991
EG-Außenminister im Widerstreit
Waffenembargo und Stopp der Finanzhilfe an Jugoslawien/Keine Anerkennnung Sloweniens

Aus dem Artikel:
"Weil die Toten in Jugoslawien immer mehr werden", hatte der belgische Außenminister Eyskens am Vorabend der EG-Krisensitzung in Den Haag erklärt, solle die Gemeinschaft endlich handeln. Wirtschaftssanktionen und Beobachtermissionen allein seien nicht ausreichend. Um weiteres Blutvergießen zu verhindern, müsse die EG auch die beiden Sezessionsrepubliken anerkennen.


TAZ 6.7.1991
Slowenien wartet auf das Ende des Ultimatums
Nach der Freilassung der gefangenen Soldaten und dem Abbau der Barrikaden richtet sich die Aufmerksamkeit Jugoslawiens auf Sonntag mittag: Bis 12 Uhr muß Slowenien die Grenzübergänge an die Bundesbehörden zurückgegeben haben.


FAZ 8.7.1991
Häuser wurden dem Erdboden gleichgemacht
Aufbäumen in Ostslowenien nach dem Angriff der jugoslawischen Armee


Fortsetzung folgt.
FAZ 12.7.1991
Die Slowenen können nicht verlieren, aber dem kleinen Land wird der Sieg verwehrt
Die Republik nach den Vereinbarungen von Brioni/Haben sich die Europäer täuschen lassen?/Die Volksarmee bereitet sich auf einen neuen Angriff vor


DIE WELT 12.7.1991
Die Kämpfe in Slowenien
Geheimdienst wollte Kucan stürzen

Das war im Juli
August
September
Oktober
November
Der Krieg ist schon seit langem nach Kroatien gezogen
Dieser 23jährige Fotograf stirbt am 6.12. 1991 noch Wochen vor der Anerkennung Kroatiens in Dubrovnik.
Pavo Urban, ein Foto in No. 36 Süddeutsche Zeitung, Magazin vom 4.9.1992
Der letzte Film
Pavo Urban photographierte den Krieg in seiner Heimatstadt Dubrovnik. Und kam dabei ums Leben.

Saturday, June 25, 2011

Libyen

"Things seem to be speeding up..." annoptimist, heute

Libyen, die Ereignisse lassen einen nicht los - wenn man sich in einer Internet-Parallelwelt bewegt.

Und die findet zum Teil bei Facebook oder bei Al Jazeera-Online statt. Dort hat sich eine Karawane aus weltweiten Kommentatoren zur Lage gebildet. Immer wenn Aljazeera einen weniger zugänglichen Blogpost über Libyen aufmacht, wandert sie möglichst unauffällig weiter. Unter wenigen Nachrichten des Blogs türmen sich dann in einer Woche bis zu 20 000 Kommentare. Und immer wieder gibt es Trollinvasionen, die aber nur phasenweise Folgen haben und den Infostrom unterbrechen. Und interessant. Die meisten fügen ein Info-Puzzlebild zusammen, Insiderwissen, Twittergerüchte, aber vieles Richtige, zu dem unsere Leitmedien nicht im Ansatz imstande sind. Meist ist man Tage vorher über Dinge informiert, die dann später kommerziell als "Breaking News" verkauft werden.

Wednesday, June 08, 2011

"Føroyar hava vunnið"

Das ist eine Schlagzeile der Dimmalætting auf den Färöer und heißt, sie haben gewonnen. 2:0 gegen die estnische Fußballnationalmannschaft in der Euro2012 Qualifikation. Ich glaube, ich konzentriere mich jetzt besser auf die Leichtathletik-Saison.

Friday, June 03, 2011

Gerüchte

Update Libyen: abc über Niz, den ich schon mehrmals erwähnt habe.


Fast alle, die sich gerade mit Libyen beschäftigen, warten auf DIE Nachricht. Es kann aber alles nur Vermutung sein. Fest steht, dass vieles in Libyen in Bewegung ist, heute.

Ein Link zu einer Diskussion über die deutschen Medien in der Libyen-Berichterstattung bei Al Jazeera
Es scheint, alle haben beschlossen, inklusive Publikum, Libyen nur noch am Rande wahrzunehmen.

Wenigstens eine gute Notiz in der NOZ nach den Friedensgesprächen über den arabischen Aufbruch.

Neue-OZ: Prof. Dr. Cilja Harders
Ihrer Einschätzung nach kann der Erfolg eine Ermutigung für alle Völker in der arabischen Welt sein. Doch aktuelle Protestbewegungen in anderen Ländern der Region wie in Syrien, dem Jemen, in Libyen oder auch in den palästinensischen Gebieten besäßen unterschiedliche, nicht vergleichbare Strukturen. Was allerdings all diesen gemein sei, sei die Abneigung und die Empörung gegen die Rolle, die Europa und der Westen jahrzehntelang eingenommen hätten. Ben Amara ging auf die Verstrickung Europas in die Machenschaften der alten Regimes ein. „Sie haben sich an der Macht halten können, weil sie hofiert und unterstützt wurden.“ Noch in den ersten Tagen der Aufstände in Tunesien habe die ehemalige Kolonialmacht Frankreich der Staatsführung angeboten, Truppen zur Niederschlagung zu senden. Gleichwohl gebe es für beide Seiten die Chance, einen neuen Dialog zu beginnen. Seine Heimat sei auf politische und wirtschaftliche Unterstützung angewiesen, damit demokratische Strukturen wachsen können


One Hundred Days - Ein Gedicht von "Moussa Koussa"